Regionale LitCam Konferenz

Literacy - Role of policy, publishers and media

Die erste LitCam Konferenz in Brasilien fand am 7. August 2012 in São Paulo statt. Mehr als 550 Besucher – vor allem Lehrer, Erzieher und Vertreter verschiedener Institutionen sowie aus dem Bereich der Bildungspolitik – verfolgten die verschiedenen Präsentationen, Keynotes und Diskussionen rund um das Thema „Grundbildung und die Rolle von Politik, Medien und Verlegern".

In ihrer Eröffnungsrede stellte Karin Plötz, Direktorin der LitCam, kurz die LitCam Projekte vor und ging insbesondere auf die zunehmende Bedeutung der digitalen Medien und der „digitalen Grundbildung" ein.

André Lázaro, früherer Vize-Bildungsminister Brasiliens und Verantwortlicher der Alphabetisierungsprogramme, beschrieb in seiner Keynote Probleme und Fortschritte bei der Alphabetisierung sowie den verschiedenen Bildungsprogrammen der letzten 10 Jahre und stellte die aktuelle Situation dar. Noch immer sind mehr als die Hälfte der Kinder, die die 4. Klasse verlassen, nicht fähig, richtig zu lesen und zu schreiben. Es gelte, vor allem die Ausbildung der Lehrer maßgeblich zu verbessern.

Welche Aufgabe die Bibliotheken in Brasilien bei der Alphabetisierung und der Leseförderung übernehmen und welche aktuellen Programme sie durchführen, erläuterte Galeno Amorim, Präsident der Brasilianischen Nationalbibliothek und des Nationalen Programms zur Förderung des Lesens und der Literatur, in seiner Präsentation. Lucia Couto, die Verantwortliche für Primärbildung im Bildungsministerium, gab einen Überblick über die Programme des Bildungsministeriums.

Lebhaft ging es im folgenden Gespräch zwischen Sonia Machado Jardim, Präsidentin des brasilianischen Verleger- und Buchhändler-Verbandes, und Claudio de Moura Castro, brasilianischer Wirtschaftswissenschaftler und Berater des Verlages Positivo Group, zu. Claudio stellte verschiedene Studien vor, die verdeutlichen, dass Jungen in der Schulbildung immer weiter zurückfallen. Gleichzeitig zeigte er aber auch, dass die Lesefreude bei Jungen durch entsprechende zielgruppengerechte, interessante Bücher erhöht werden kann. Es solle mehr unterhaltsame Bücher geben, dann würden Jugendliche, insbesondere Jungen, mehr lesen - bestes Beispiel dafür ist der Erfolg der Harry Potter-Bücher.

Nach der Theorie folgte die Praxis. Den Anfang machte das bekannte „SLS" (Same Language Subtitled)-Projekt von Planet Earth. Dr. Brij Kothari, Gründer des Projektes, präsentierte dem begeisterten Publikum das Programm mit untertitelten Bollywood Filmen. Die Ergebnisse lassen sich sehen: Wissenschaftliche Studien zeigen den Rückgang des Anteils an „funktionalen Analphabeten" dank des Projektes.

Zurück zum Internet ging es im Vortrag von Ursula Suter, Geschäftsführerin des E-Learning Unternehmens Avallain. Sie stellte das Projekt „write on" vor, das von der Organisation NALA (National Adult Literacy Agency) in Irland durchgeführt wird. Mit dem in Deutschland gestarteten Vorgängerprojekt ermöglicht Avallain erwachsenen Analphabeten, direkt von zu Hause über das Internet langsam lesen und schreiben zu lernen. Die Software ist so erfolgreich, dass mittlerweile Adaptionen davon auch in Kenia und der Türkei eingesetzt werden.

Etwas nüchterner war die folgende Präsentation des brasilianischen Professors Jose Luis Poli. Er führte sein Pilotprojekt „PALMA-Literacy-Programme" vor, mit dem über Mobiltelefone Portugiesisch lesen und schreiben gelernt werden kann.

Filme als Lernunterstützung greift das interessante Projekt der Lehrerin Sandra Maria Saragoça Decembrino Caldas auf. In einem brasilianischen Gefängnis zeigt sie den dort inhaftierten Mädchen, wie man mit Legosteinen einen „Stop Motion" Film produziert. Die Mädchen stellen den produzierten Film dann in Schulen vor und gewinnen dadurch an Selbstvertrauen. Sie fühlen sich sicherer, um wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Das Projekt wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Innovationspreis von Microsoft Partners in Learning.

Zum Abschluss gab es eine kleine Diskussionsrunde zu der Frage: „Unterstützen Twitter und Facebook die Grundbildung?" Eine klare Antwort dazu konnten die bekannte brasilianische Autorin Thalita Reboucas, der Autor Claudia Fragata sowie der Moderator und Twitter-Experte Jose Luiz Goldfarb trotz lebhaftem Gedankenaustausch nicht finden.

© André Veloso

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