LitCam Konferenz

Bildung für eine aktive Bürgerbeteiligung

Welchen Einfluss hat der Bildungsstand der Menschen auf ihre Fähigkeit, sich am politischen Leben in ihrer Heimat zu beteiligen, auf Gesetzgebung und Regierung Einfluss zu nehmen? Wie können – über das Mittel der Bildung – die Beteiligungschancen von Minderheiten in Neuseeland oder Großbritannien oder von Frauen und Jugendlichen in der arabischen Welt gefördert werden? Diesen und anderen Fragen stellte sich die diesjährige LitCam Konferenz mit dem Thema „Literacy and Active Citizenship" im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse.

In mehreren Vorträgen, Projektpräsentationen und Workshops sprachen Teilnehmer aus Neuseeland (Gastland der Frankfurter Buchmesse 2012), Tunesien, Wales, Indien, Namibia, Nigeria und Deutschland zwei Tage lang über das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Nicht zuletzt dank dem Fokus auf Bildung und politische Beteiligung, der bei den zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland auf großes Interesse stieß, konnte die LitCam Konferenz 2012 an den Erfolg des Vorjahres anschließen und ihn nicht nur in der Quantität, sondern auch in der Qualität der Beiträge und Diskussionen übertreffen.

„Eine Regierung, die darin scheitert, alle Bürger zu bilden, lässt nicht nur ihre Bürger im Stich, sondern die Gesellschaft als Ganzes", betonte Karen Sewell, die ehemalige Bildungsministerin Neuseelands. Gleichzeitig würden die Anforderung größer: Bildung als „konstantes Lagerhaus des Wissens" weiche mehr und mehr der Bildung als Befähigung zu lebenslangem Lernen. Ohne diese Fähigkeit werde nicht nur die Beteiligung an politischen Entscheidungsprozesse infrage gestellt, sondern auch die Beteiligung am gesellschaftlichen Leben selbst. Vimlendu Jha, Gründer der indischen Jugendorganisation Swechha, warnte aber auch davor, Bildung zu „romantisieren". Man dürfe das Ziel, die politische Beteiligung, nicht aus den Augen verlieren: „Bei der aktiven Bürgerbeteiligung geht es nicht um großartige Lerner, es geht um großartige Bürger", erinnerte er.

Wie unterschiedlich der Zugang zu Bildung in einer Gesellschaft verteilt sein kann, illustrierten Dr. Rebecca Ndjoze-Ojo, ehemalige Bildungsstaatssekretärin Namibias, und Belabbes Benkredda, Bürgerrechtler und Gründer der Munathara Initiative. „Wenn Sie eine Frau und noch dazu jung sind, haben Sie keine Chance, gehört zu werden", beschreibt Benkredda ein grundlegendes Problem demokratischer Bewegungen in der arabischen Welt. „Das ist tragisch, denn junge Menschen machen je nach Land einen Anteil von 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung aus."
Benkreddas Organisation versucht, mithilfe von Internet-Videoplattformen auch junge Frauen in den Dialog einzubeziehen. Rebecca Ndjoze-Ojo machen dagegen vor allem junge Männer zu schaffen. Deren Bildung stelle oft ein Problem dar. „Wir riskieren, dass unsere Töchter einen Haufen ungebildeter Jungs heiraten, die sie missbrauchen."

Der neuseeländische Star-Autor Alan Duff und Garry Nicholas, Nationaler Koordinator der walisischen Lese-Gemeinschaften, sprachen über die Herausforderungen, Bücher dorthin zu bringen, wo sie benötigt werden. Duff, der mit seinem eigenen Leseprojekt „Duffy Books in Homes" dafür kämpft, benachteiligten Kindern in seiner Heimat den Zugang zu Büchern zu ermöglichen, hat nachhaltige Erfahrungen gemacht. Erste Versuche, den Kindern und Jugendlichen mit gebrauchten Büchern die Welt des Lesens zu eröffnen, wurden von diesen nicht angenommen. „Wer immer nur die Reste bekommen hat, der reagiert nicht gut, wenn er wieder die Überbleibsel anderer angeboten bekommt – verständlich", meint der Autor. Duff, selbst Sohn eines Europäers und einer Maori, und Nicholas, dessen Muttersprache Walisisch ist, machten deutlich, wie eng die Themen Ide ntität, Bildung und Partizipation miteinander verflochten sind.

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